Pressemeldung Nr. 24 vom

Medizinversuche an Heimkindern:Anja Piel: Umfassende Dokumentation und Entschädigungszahlungen sind unerlässlich

„Das an den betroffenen Kindern und Jugendlichen begangene Unrecht ist auch nach all den Jahrzehnten nicht wieder gut zu machen. Auch wenn das Leid mit nichts aufzuwiegen ist, so müssen dennoch zeitnah Entschädigungszahlungen möglich sein.“

Darum geht’s

Heute (8. Februar 2018) hat das Niedersächsische Sozialministerium den Sozialausschuss zu den aktuell vorliegenden Erkenntnissen zu den Medikamentenversuchen an niedersächsischen Heimkindern unterrichtet. Diese wurden an Kindern und Jugendlichen aus Heimeinrichtungen in den 1950er bis 1970er Jahren durchgeführt.

Das sagen die Grünen

Anja Piel, Fraktionsvorsitzende und sozialpolitische Sprecherin

„Das an den betroffenen Kindern und Jugendlichen begangene Unrecht ist auch nach all den Jahrzehnten nicht wieder gut zu machen. Auch wenn das Leid mit nichts aufzuwiegen ist, so müssen dennoch zeitnah Entschädigungszahlungen möglich sein. Wir erwarten außerdem eine so umfassende Dokumentation des Begangenen, dass die Betroffenen erkennen können, dass sie ohne eigenes Verschulden missbraucht worden sind. Auch nach all der Zeit haben die Betroffenen ein Recht darauf, dass Täter, Mitwisser und beteiligte Pharmaunternehmen endlich Verantwortung übernehmen.“

„Wir werden den Zwischen- und Abschlussbericht bewerten und kritisch begleiten. Nach Vorliegen des Abschlussberichtes beraten wir darüber, ob wir eine weitere parlamentarische Befassung für notwendig erachten. Falls nötig, werden wir zudem eine Erweiterung des Entschädigungs-Fonds für die Betroffenen beantragen. “

Zum Hintergrund

An hunderten Heimkindern sollen in der Psychiatrie in Wunstorf in den siebziger Jahren Medizinversuche vorgenommen worden sein, das ergaben Recherchen des NDR. Das Sozialministerium hat den Auftrag für die Studie an ein externes unabhängiges Forschungsinstitut außerhalb Niedersachsens vergeben, mit dem Ziel, Aufschluss über die Experimente, die Beteiligung der Pharmaunternehmen, möglicher psycho-chirurgischer Eingriffe, der geltenden Rechtslage vor 1976 und Vorgänge im Sozialministeriums sowie der Beteiligung von Ärztinnen und Ärzten zu erlangen. Aus Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sind ähnliche Vorkommnisse bekannt. Erste Ergebnisse sollen im Sommer vorliegen, der Abschlussbericht wird gegen Ende des Jahres erwartet.

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