Rede Julia Hamburg: Antrag (GRÜNE) Erzieher*Innenberuf attraktiver machen – Ausbildung weiterentwickeln und nicht abwerten

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Anrede

Der Fachkräftemangel trifft uns nicht nur bei den Lehrkräften, nein auch im Bereich der pädagogischen Fachkräfte, der Erzieherinnen und Erzieher, ist er deutlich spürbar. Wenn ich im Land unterwegs bin, dann wird mir immer wieder mitgeteilt, dass die Bewerber*innenlage desolat ist. Selbst in Hannover erzählen mir Einrichtungen, dass Sie auf die Ausschreibung ihrer Stellen wenn sie Glück haben eine Bewerberin haben – in ländlichen Regionen können Stellen vielfach gar nicht erst besetzt werden.

Dass die Situation so ist, wissen wir bereits lange – in den letzten fünf Jahren haben wir die Anzahl der Ausbildungs- und Studienplätze bereits deutlich erhöht und wir hatten auch noch weitere Schritte in diesem Jahr geplant. Hier kann man festhalten, dass uns eine Neuwahl dazwischen gekommen ist, um weitere Schritte auf den Weg zu bringen. Festhalten können wir denke ich alle: Die derzeitigen Maßnahmen reichen nicht aus. Deshalb fordert meine Fraktion einen Masterplan zur Fachkräftegewinnung, der folgende Maßnahmen enthält.

Der Beruf der Erzieherin/des Erziehers muss besser entlohnt werden. Vielfach spreche ich mit Menschen in Einrichtungen die von ihrer Teilzeitstelle alleine nicht leben können und auf das Geld ihres Lebensgefährten angewiesen sind. Dieser Beruf ist ein so wichtiger und anspruchsvoller – das darf nicht sein liebe Kolleginnen und Kollegen. Hier fordern wir klar: Aufwerten bitte.

Aber auch die Arbeitsbedingungen müssen sich verbessern. Wir brauchen endlich eine dritte Fachkraft in den Gruppen, vernünftige Vertretungsreserven und Entlastung in den Einrichtungen. Insbesondere braucht es mehr Konzepte, um älteren Erzieher*innen die Möglichkeit zu bieten, länger in ihrem Beruf zu arbeiten.

Gleichzeitig müssen die Ausbildungsplatzkapazitäten ausgebaut werden und auch die Anzahl der Studienplätze erhöht werden. Insbesondere berufsbegleitende Ausbildungsplätze sollten hierbei in den Blick genommen werden. In Hannover gibt es hierzu Modelle, die sich bereits bewährt haben. Gleichzeitig braucht diese Ausbildung endlich eine Schulgeldfreiheit – es darf nicht sein, dass Menschen, die diesen Beruf erlernen wollen auch noch Geld mitbringen müssen. Und auch die Einführung einer Ausbildungsvergütung ist in diesem Berufsfeld überfällig. Wir können nicht erwarten, dass Menschen einen Beruf erlernen, der so verantwortungsvoll ist, und gleichzeitig in Ausbildung und Beruf so unattraktiv entlohnt wird.

Aber zu einer Frage sollte sich der Landtag hierbei auch dringend positionieren. Eine Dualisierung der Erzieher*innenausbildung, liebe Kolleginnen und Kollegen, kann nicht der Weg sein. Damit würden wir die Ausbildung schlechter stellen und die Ausbildungsinhalte verkürzen. Die Konsequenz wäre, dass eine internationale Vergleichbarkeit dieser Ausbildung nicht mehr gegeben wäre und selbst die KMK-Rahmenvereinbarung nicht mehr eingehalten werden. Eine Anerkennung dieser Ausbildung in anderen Bundesländern wäre somit nicht möglich.

Als der neue Kultusminister Tonne in der letzten Ausschusssitzung sagte, sie würden die Einführung einer Dualisierung prüfen und die Kollegin Wulf anschließend betonte, dass das ein sinnvoller Weg für diese Ausbildung sei, musste ich doch erschrocken aufhorchen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns die hohe Qualität dieser Ausbildung nicht nach unten schrauben – lassen Sie uns in diesem Haus gemeinsam ein Bekenntnis dazu leisten, dass wir diese Standards achten und begrüßen. Ich freue mich sehr, dass ver.di und Vertreter*innen der Fachschulen für Sozialpädagogik dieser Debatte hier heute folgen. Auch sie haben sich in den letzten Jahren immer dafür stark gemacht, dass diese Standards nicht heruntergeschraubt werden.

 Es ist unsere Pflicht an dieser Stelle als Parlamentarierinnen und Parlamentarier gemeinsam dafür Sorge zu tragen, dass die Geister, die die CDU in diesem Koalitionsvertrag ruft, nicht die Erzieher*innenausbildung im Land Niedersachsen erreichen.

Ich freue mich auf die weitere Debatte zu diesem wichtigen Thema in den Fachausschüssen.

 

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