Rede Hans-Joachim Janßen: Petition zum Thema Wolf

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

in der vorliegenden Petition einer Pferdezüchterin aus dem Landkreis Diepholz kommt die Sorge um ihre Pferde vor Wolfsangriffen zum Ausdruck. Das ist verständlich. Der Wolf war in Niedersachsen jahrzehntelang ausgerottet. Die Rückkehr dieses Wildtiers stellt Weidetierhalter nun vor eine ganz neue Situation. Das erfordert mehr Schutz für die eigenen Tiere und es verbleibt ein gewisses, wenn auch eher geringes Risiko für Pferde. Nachgewiesen ist in Niederachsen kein Pferderiss, ein Fall konnte nicht abschließend bewertet werden.

Die Forderungen, die die Petentin aus ihre Befürchtungen ableitet, teilen wir jedoch nicht. Und Berücksichtigung, meine Damen und Herren von der CDU, ist keine angemessene Entscheidung und dürfte es eigentlich auch aus ihrer Sicht nicht sein. Sonst ist Ihre Entscheidung entlarvend.

Die Forderungen der Petition eins zu eins umzusetzen ist rechtlich nicht möglich und sachlich nicht gerechtfertigt.

Die Forderung etwa, das heimische Wild vor dem Wolf zu schützen. Wenn das Wild einen solchen Schutzstatus erhält – müssten wir das Wild dann nicht auch vor dem Jäger schützen?  Die Forderung verkennt überdies schlicht, dass das Schlagen von Beute genauso Teil natürlichen Verhaltens und natürlicher Prozesse ist wie das Schälen von Bäumen durch Wild. Wollte man diese Prozesse unterbinden hieße das, die Natur insgesamt aus unserem Umfeld zu verbannen. Das ist nicht möglich.

Überdies fordert die Petentin die Schaffung wolfsfreier Gebiete unter anderem in der Region Diepholz. Nun ist die Region Diepholz eigentlich nicht sonderlich anders strukturiert als andere Regionen in Niedersachsen. Wollte man also den Landkreis Diepholz zur wolfsfreien Region erklären, müsste diese Zielsetzung auch für nahezu alle anderen Regionen Niedersachsens gelten. Die Folge wäre schlicht: In Niedersachsen hat der Wolf keinen Lebensraum und kein Lebensrecht. Jedenfalls nicht außerhalb von eingezäunten Truppenübungsplätzen, in denen man dann regelmäßig Wölfe schießen müsste, da ein normales Abwanderungsverhalten nicht mehr möglich wäre. Vom Wildtier zur Zoohaltung. Artenschutzrechtlich ist das nicht zulässig, weil sich Europa, weil sich diese Bundesrepublik dazu entschieden hat, dass heimische Tierarten ein Existenzrecht in Natur und Landschaft haben, in Freiheit. Das gilt auch für den Wolf.

Die Konsequenz der Petition wäre: Artenschutz mögen andere betreiben – wir in Niedersachsen jedenfalls nicht. Was das dann für den Artenschutz weltweit bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.

Die Lebensräume des Menschen und des Wolfes werden sich also auch in Zukunft überlappen.

Das was wir tun müssen und was diese Landesregierung auch tut, ist, dem Wolf Grenzen zu setzen und Tierhalter zu unterstützen in dem Bemühen, ihre Tiere vor Wölfen zu schützen. Der Bau von wolfsabwehrenden Zäunen wird in Niedersachsen mit 80% bezuschusst, Verluste von Schäfern und Tierhaltern werden ersetzt.

Die Maßnahmen werden kontinuierlich weiter entwickelt:

  • bei der Errichtung wolfsabweisender Zäune werden Herdenhalter künftig noch besser unterstützt, die De-Minimis-Grenze soll künftig deutlich angehoben werden,
  • das Umweltministerium baut ein Soforthilfe-Team auf, das praktische Hilfe nach Wolfsangriffen leistet und nötigenfalls auch kurzfristig Herdenschutzhunde einsetzen kann,
  • die Besenderung und Vergrämung auffälliger Wölfe wird vereinfacht.

Allerdings wissen wir über die Beziehung grade von Pferd und Wolf noch recht wenig.  Der Arbeitskreis „Pferd und Wolf“ dem Experten und Wissenschaftler auch von Pferdezuchtverbänden angehören, trägt derzeit in wissenschaftlichen Untersuchungen Erfahrungen über die Interaktion von Pferden und Wölfen zusammen. Auch wenn es nach derzeitiger Kenntnis zu panikartigen Reaktionen von Pferden eher nicht kommt, soll hier natürlich dennoch auch geklärt werden, wie zusätzliche Schutzmaßnahmen grade bei Pferden möglich und sinnvoll sind.

 Meine Damen und Herren, wir werden für Sach- und Rechtslage entscheiden – tun sie es auch, verehrte Kollegen von der CDU. Ein wolfsfreies Niedersachsen – wie die Petition es im Ergebnis fordert - dürfte auch nicht ihr Ziel sein. Dazu habe ich sie doch zumindest bisweilen als Kollegen kennen gelernt, die sehr wohl differenziert auf ein Problem eingehen können.

Vielen Dank.

Zurück zum Pressearchiv