Antrag: Globales Lernen für die Zukunft Niedersachsens: Bildung für Nachhaltige Entwicklung stärken

Fraktion der SPD
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Der Landtag wolle beschließen:

Entschließung

Mit dem UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (2015 – 2019) soll Globales Lernen dauerhaft in der Bildungslandschaft verankert werden, um Kompetenzen für zukunftsfähiges Handeln zu stärken. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) befähigt Lernende und Lehrende, zum Schutz der Umwelt, für eine bestandsfähige Wirtschaft und eine gerechte Gesellschaft zu handeln. Im Sinne eines lebenslangen Lernens wird Verständnis für kulturelle Vielfalt und die Auswirkungen des eigenen Handelns auf nachfolgende Generationen, auf andere Länder und Erdteile entwickelt, um im Sinne der Nachhaltigkeit verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen zu können.

In Niedersachsen gibt es bereits zahlreiche Schulen, außerschulische Lernstandorte und regionale Umweltbildungszentren sowie Akteursnetzwerke, die sich im Bereich der Bildung für Nachhaltige Entwicklung engagieren. Die Außerschulischen Lernstandorte BNE haben im Jahr 2015 insgesamt 297.873 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie weitere Teilnehmende erreicht. Im Fokus stehen dabei Themen wie Umwelt- und Ressourcenschutz, Artenvielfalt, Klimawandel, Landwirtschaft und Ernährung, Mobilität, Migration, Fluchtursachen und Globale Gerechtigkeit.

Neue Formen des Lernens im Dreiklang von Wissen, Bewerten und Handeln werden im Schulalltag eingebunden und können zur Verbesserung der Qualität von Schule und der Ausgestaltung des Ganztagsangebotes genutzt werden. Ein besonders erfolgreiches Beispiel dafür sind die über 800 nachhaltigen Schülerfirmen in Niedersachsen, in denen Schüler selbstorganisiert Schulkioske, Catering-Angebote, Fahrradwerkstätten, Fair-Trade-Läden, Holzwerkstätten oder Solaranlagen betreiben und so Verantwortung übernehmen.

Um der großen Nachfrage nach BNE-Kompetenzenin Niedersachsen gerecht zu werden, können die Potentiale der breiten und vielfältigen niedersächsischen Akteurslandschaft genutzt werden. Ziel ist, die bestehenden Angebote noch besser sichtbar zu machen, die bewährten Programme zu stärken und insbesondere bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche zu erreichen. Dafür wollen wir Vernetzung und Austausch zwischen den Akteuren sowie die Motivation und Mobilisierung von Zielgruppen fördern.

Der Landtag begrüßt,

  • den systematischen Ausbau des Aufgabenfeldes Bildung für nachhaltige Entwicklung auf allen Ebenen.
  • den Ausbau von Angeboten im Bereich des Freiwilligen Ökologischen und Sozialen Jahres mit neuen Aktivitätsschwerpunkten durch die Landesregierung.
  • den Einstieg und die Verstetigung in das bundesweite Eine-Welt-Promotoren-Programm.
  • Die Anerkennung des Wattenmeer-Zentrums Wilhelmshaven als außerschulischer Lernstandort sowie die Anerkennung des Welthauses Barnstorf, der Kaffee- und Kakaomanufaktur CATUCHO sowie des Vereins Partnerschaft Mirantao e.V. als neue Lernstandorte für Globales Lernen.

Der Landtag fordert die Landesregierung auf:

  • Das Angebot an Plätzen für das Freiwillige Ökologische und Soziale Jahr in Niedersachsen dauerhaft zu sichern und entsprechend der Nachfrage weiter auszubauen und weiterhin mit sinnvollen Qualifizierungsangeboten zu begleiten.
  • Die vom Bund bisher bereitgestellten Fördermittel für die Unterstützung des Eine-Welt-Promotorenprogramms zu nutzen, um das Netzwerk der Regionalpromotorinnen und Regionalpromotoren zu fördern, die Öffentlichkeitsarbeit zu verstetigen und die entwicklungspolitische Partnerschaftsarbeit zu unterstützen.
  • Die anerkannten außerschulischen Lernstandorte  BNE, inklusive der Regionalen Umweltbildungszentren (RUZ), zu stärken, mehr pädagogische Fachstunden abzuordnen und die Qualität durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen zu sichern.
  • Zu prüfen, inwiefern weitere Informations- und Besucherzentren in Schutzgebieten und Nationalparks als außerschulische Lernstandorte anerkannt und gefördert werden können.
  • Bildung für Nachhaltige Entwicklung in Kitas und in den Lehrplänen von natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern aller Schulformen und Altersklassen zu verankern und dabei handlungsorientierte sowie fächerübergreifende Konzepte zu fördern
  • BNE und Globales Lernen als Chance für das interdisziplinäre und handlungsorientierte Arbeiten an Schulen zu begreifen und zu fördern sowie dies in den Kerncurricula abzubilden.
  • Die Integration der Arbeit der außerschulischen Lernstandorte in den curricularen Kontext des Schulalltags zu optimieren und dabei insbesondere die wachsende Anzahl von Ganztagsangeboten zu berücksichtigen

Begründung

Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung sind Querschnittsthemen schulischer Bildung, in denen die Herausforderungen der Zukunft thematisiert und Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden. Die vorhandenen Bausteine der BNE sollen noch besser verknüpft werden, um schulische und außerschulische Bildungsangebote miteinander zu verzahnen. Mit einer Stärkung der BNE leistet Niedersachsen einen wichtigen Beitrag für die von den Vereinten Nationen 2015 beschlossenen 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) und knüpft damit an die entwicklungspolitischen Leitlinien an, die die Landesregierung im September 2015 verabschiedet hat.

Die Nachfrage nach Plätzen für das Freiwillige Ökologische und Soziale Jahr (FÖJ/FSJ) in Niedersachsen ist seit Jahren größer als das Angebot. Viele junge Menschen möchten diese Möglichkeit nutzen, um sich ein Jahr im aktiven Umwelt- und Naturschutz bzw. der Umweltbildung zu engagieren. Fester Bestandteil des Bildungsjahres FÖJ sind auch Seminare zu umweltpolitischen und ökologischen Themen. Auch das FSJ wird weiterhin stark nachgefragt. Mit neuen Tätigkeitsschwerpunkten, z.B. in der Kultur- oder der Migrationsarbeit nimmt auch hier die Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten zu. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer engagieren sich auch nach Abschluss des Jahres persönlich oder beruflich in ökologischen und sozialen Zusammenhängen.

Das Bildungsprogramm Eine Welt-PromotorInnen stärkt und schafft Impulse für innovative Eine-Welt-Arbeit in Niedersachsen. Dabei werden Kompetenzen zu Globalem Lernen an Akteure der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit vermittelt, zivilgesellschaftliche Initiativen gestärkt, bürgerschaftliches Engagement zu nachhaltiger Entwicklung und globaler Gerechtigkeit mobilisiert und damit die öffentliche Wahrnehmung für die UN-Ziele gestärkt. 

Informations- und Besucherzentren in Schutzgebieten und Nationalparks leisten seit vielen Jahren wichtige Beiträge zur Umweltbildung. Eine Anerkennung als außerschulische Lernstandorte beispielsweise der Nationalparkhäuser Wattenmeer bzw. der Einrichtungen im Nationalpark Harz und im Biosphärenreservat Elbtalaue könnte die Reichweite dieser Angebote noch vergrößern.

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